Die Auswirkungen des Klimawandels scheinen weit weg zu sein. Doch das Wirtschaftsministerium warnt, dass die deutsche Wirtschaft zunehmend darunter zu leiden hat. Nicht nur Exporte seien betroffen, heißt es, sondern etwa auch die Infrastruktur.
Die Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen, Hitze und Krankheitserreger gefährden nach Einschätzung der Bundesregierung zunehmend die deutsche Wirtschaft. Die Exportnation Deutschland sei verwundbar durch Entwicklungen etwa in Asien, heißt es in einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen. Doch auch hierzulande drohen demnach negative Folgen durch Wetterschäden an der Infrastruktur – und durch die Ausbreitung von Krankheitserregern.
„Die Bundesregierung sieht es als wahrscheinlich an, dass Deutschland in zunehmendem Maße verwundbar gegenüber indirekten Folgen des Klimawandels in anderen Teilen der Welt werden wird“, schreibt das Bundeswirtschaftsministerium in seiner Stellungnahme. „Durch einen immer intensiveren internationalen Handel zwischen den Weltregionen werden Klimafolgen im Ausland auch für die inländische Wirtschaft an Bedeutung gewinnen.“
Analysen zeigten, „dass gerade in der engen wirtschaftlichen Verknüpfung mit den asiatischen Schwellenländern klimawandelbedingte Risiken bestehen“, berichtet das Wirtschaftsministerium. So sei etwa China als fünftgrößter Abnehmer deutscher Produkte „relativ verwundbar“ gegenüber den zu erwartenden Klimaveränderungen. „Auf der Importseite können vor allem die Energieimporte aus Russland beeinträchtigt werden“, heißt es in dem Dokument, über das „Spiegel Online“ zuerst berichtet hatte.
Hochwasser schadet Infrastruktur
Doch Gefahren drohen demnach für deutsche Unternehmen und Arbeitsplätze nicht nur durch Klimafolgen in anderen Teilen der Erde. „Für Industrie und Gewerbe kann in naher Zukunft die Beeinträchtigung des landgestützten Warenverkehrs durch klimatisch bedingte Extremereignisse große Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistung haben“, erwartet das Wirtschaftsministerium.
Es nennt etwa die Freisetzung gefährlicher Stoffe durch solche „Extremereignisse“ und warnt: „Die durch Überschwemmungen und Überflutungen erzeugten Schadensgefahren können in ferner Zukunft noch ansteigen.“ Das Ministerium setzt hier allerdings auf die „hohe“ Anpassungsfähigkeit von Industrie und Gewerbe und stuft die Verwundbarkeit in diesem Bereich als „gering“ ein.
Der Schwachpunkt der deutschen Wirtschaft könnte aber die Infrastruktur sein. Hochwasser könnten ebenso wie große Trockenheit den Verkehr auf Straße und Schiene sowie die Schifffahrt beeinträchtigen: „Auswirkungen des Klimawandels mit hohem Schadenspotential für die hiesige Verkehrsinfrastruktur sind Überschwemmungen und Unterspülungen von Straßen und Schieneninfrastrukturen durch Flusshochwasser, Sturm- und Sturzfluten.“
Doch auch die Bevölkerung – und somit Arbeitskräfte und Konsumenten – sind betroffen. Der Klimawandel, insbesondere steigende Temperaturen, bedrohten die menschliche Gesundheit bereits „erheblich“, Hitzebelastungen könnten in Zukunft zunehmen. „Durch die Ausbreitung bzw. Etablierung von Überträgern von Krankheitserregern steigt gegenwärtig wie in Zukunft die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von bestimmten Infektionskrankheiten“, heißt es in der Stellungnahme.
Der drohende Klimawandel mit seinen Extremwetterlagen könne „dem Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft massiv schaden und zum Abbau von Arbeitsplätzen führen“, warnte die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn. Die Verfasserin der Anfrage bezeichnete es daher als „total unverständlich“, dass sich Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „immer wieder als Bremser beim Klimaschutz betätigen und nichts gegen Spritschlucker und Braunkohlekraftwerke tun“. Quelle n-tv.de